Verbänderung

Aus Kroatiens Fauna und Flora
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Begriffserklärung

Bereits im 17. Jahrhundert beobachteten Botaniker, dass es bei Pflanzen manchmal zu seltsamen Veränderungen im Wachstum kam. Der Stängel war bandartig verbreitert, die Blüte bestand aus mehreren Blüten, und die Laubblätter wuchsen nur an den Schmalseiten.

Auch den Botanikern zur Zeit von Carl von Linné fielen diese Formen auf, aber Augustin-Pyrame de Candolle war der erste, der diese Abweichung beschrieb und sie expansion fasciée nannte. Fasciée geht auf das lateinische Wort fascia zurück, das Band bedeutet. Heute wird die Verbänderung Fasziation genannt.

In seinem Buch aus dem Jahr 1841 berichtet Dr. Chr. Gottfr. Nees v. Esenbeck über diese „complicierte Monstrosität“ (Link siehe Literaturtipp) und gibt auch Erklärungen für dieses Wachstum, die heute noch gültig sind.

Eine Verbänderung entsteht, wenn sich die wachsenden Sprosse nicht vollständig teilen und als Zwilling, Drilling oder Mehrling weiter wachsen. Sie entsteht meist durch eine spontane Mutation, es sind allerdings auch exogene Faktoren wie Bakterien, Milben, chemische Stoffe, Umwelt oder nukleare Einflüsse im Gespräch. Eine allgemeine Erklärung gibt es also auch heute noch nicht, vielleicht müssen ja auch mehrere Faktoren zusammenkommen, damit eine Pflanze so wächst.

Für mich besonders auffallend ist ein Standort auf Vir, an dem diese Veränderungen gehäuft und an verschiedenen Pflanzen vorkommen. Ob da vielleicht auch die vielen unterirdischen Karstquellen mitspielen, kann ich nicht sagen. Aber gerade hier befinden sich sehr viele Quellen.

Es gibt viele Pflanzenarten wie Taraxacum officinale Wiggers, 1780 - Löwenzahn, maslačak, bei denen Verbänderungen entstehen können. Das bekannteste ist sicher der Löwenzahn. Die überwiegende Zahl der betroffenen Pflanzen ist krautig, es gibt aber auch verholzende Pflanzen und Bäume, die dieses Phänomen zeigen.

Betroffene Pflanzen zeigen ein typisch anormales Wachstum. So ist der ursprünglich runde Blütenstängel stark verbreitert und bandartig dünn. Oft wächst er schraubig, wobei es zu Spannungsrissen im Gewebe kommt. Die Blütenköpfe sind verbreitert, manchmal kann man die einzelnen Köpfchen sehen und auch zählen, manchmal entsteht eine breite „Einzelblüte“.

Die so entstandene Cristate besteht aus mehreren, nicht geteilten Pflanzenteilen. Wobei die Entstehung an sich sehr interessant ist. Normalerweise bilden höhere Pflanzen Seitentriebe indem seitliche Knospen gebildet werden, aus denen ein neuer Stängel wächst.

Bei der Fasziation kommt ein Teilungsmechanismus wieder zum Vorschein, der bei Farnen zur Sprossbildung führt. Hier teilt sich einfach am Ende eines Triebes eine Zelle und bildet so zwei neue Triebe = dichotome Verzweigung. Normalerweise wachsen diese beiden Triebe getrennt, bei den Cristaten bleiben sie verbunden. Und wenn es mehrere sind, entsteht ein breites Band mit zahlreichen Blüten – beim Löwenzahn waren es 12.

Der Stängel ist dem starken Wachstum nicht mehr gewachsen, er reißt


Beispiele

Auf der Insel Vir scheinen die Voraussetzungen für ein besonderes Phänomen besonders gut zu sein. Denn hier habe ich Verbänderungen an vielen verschiedenen Pflanzen gefunden.

Thalmassing

Da ich Taraxacum officinale Wiggers, 1780 - Löwenzahn, maslačak anfangs erwähnt habe, möchte ich ihn zuerst vorstellen. Bei den von mir dokumentierten Pflanzen war der Fundort recht auffällig – ich habe sie nämlich alle an den Rändern von Getreideäckern gefunden. Ob dort ausgebrachte Herbizide dafür verantwortlich sind, vermag ich nicht zu sagen.

Der Stängel dieser Pflanzen war stark vergrößert, nicht gedreht, aber an mehreren Stellen aufgeplatzt. Er zeigte immer noch Volumen, war also nicht dünn-bandartig. Unter den Blütenständen war er völlig geöffnet.

Die einzelnen Blüten sitzen leicht versetzt nebeneinander, hier waren es 7, die eine Linie auf dem Blütenstängel bildeten.

Fundort: Bayern – Thalmassing an einem Feldweg. Hier waren auffallend viele Pflanzen betroffen. Das Feld war bestellt, sodass auch Insektizide oder Herbizide als Auslöser in Betracht genommen werden müssen.
















Das letzte Beispiel ist der Kleine Wiesenknopf, der ebenfalls einen blattartigen Blütenstängel hat. An der Spitze habe ich bis jetzt nur Zwillingsblütenköpfe gefunden.

Allen Pflanzen gemein ist, dass aus einer basalen Blattrosette sowohl verbänderte Stängel als auch völlig normale Stängel wachsen können. Und auch die Blüten öffnen sich normal und es entstehen auch Früchte.







Weiterführende Links und Quellen

© Kroatiens Fauna und Flora, fauna i flora u Hrvatskoj




  • Dr. Chr. Gottfr. Nees v. Esenbeck: Handbuch Pflanzen-Pathologie und Pflanzen-Teratologie, Berlin 1841