22.08.2019 - Die drei Heulbojen von Vir

Aus Kroatiens Fauna und Flora
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Die drei Heulbojen von Vir


Der Weg nach Straža ist eine ganz normale Straße, die an den Strand führt. Hier ist es ruhig, der Blick schweift über das Meer und bleibt an Pag und schließlich am Velebit hängen. Es ist ruhig hier, bis auf das Rauschen des Meeres hört man nicht viel. Eigentlich könnte man seinen Urlaub an diesem beschaulichen Plätzchen genießen und vor sich hin träumen. Eigentlich, denn wir alle haben die Rechnung ohne drei ganz besondere Tiere gemacht – den drei Heulbojen von Vir. Sie begleiten uns mit ihrem Gesang von Einsamkeit und verletztem Stolz, von Wut und Enttäuschung. Und von Sehnsucht nach Zuwendung, die alle drei offensichtlich nicht bekommen. Besser, meinen, nicht zu bekommen.


Denn die drei sind unsere vierbeinigen Freunde, die ihr Leid, mal kurz allein bleiben zu müssen, mit lautem Gesang und Gejammer der ganzen Welt kund tun. Dabei starten sie mit einem tiefen Bariton um schließlich im höchsten Sopran ihre schrecklichen Besitzer (die ja nicht da sind) weich zu kochen. Es sind wirklich arme Hunde, die sich hier im Haus befinden und dringendst fordern, dass der Tierschutzbund kommt und sie von ihren Qualen erlöst. Kein Leckerli, kein Zuruf kann sie von ihrem Schreckensgesang abhalten. Vielleicht ein kurzes Päuschen, das dann von einem Tremolo der feinsten Sorte abgebrochen wird.


Über das Ranking habe ich mir nicht lange Gedanken machen müssen, denn die Gewinnerin ist eindeutig Luna, ein Beagle-Mädchen, das ganz deutlich kund tut, dass ihr ein Aufenthalt ohne ihre Leute so überhaupt nicht in den Kram passt. Da muss der arme Hund mit seiner Familie in den Urlaub fahren, an einen Ort, der ihr so gar nicht gefällt, weil sie den ganzen Tag auf einer weichen Sonnenliege im Schatten ruhen muss. Und anstatt sich den ganzen Tag um sie zu kümmern, wagen sie es, abends mal ein paar Stunden weg zu sein. Da kann man als gestandene Beagle-Dame nur lauthals protestieren. Und wenn es 4 Stunden ist, die Energie hat sie, um alle in der Umgebung über ihren Notstand zu informieren.


Platz zwei hat sich eindeutig Sir Barry von der Orchideeninsel verdient. Er, der Platzhirsch von Straža, sieht es gar nicht ein, wenn er bei 40 Grad im Schatten im kühlen Haus bleiben muss, während sein Frauchen Futter besorgt. Und ganz gemein ist sein Frauchen, denn ab zu und zu geht es zu Nachbarn, um zu ratschen. Völlig überflüssig sagt sich der Vierbeiner und lässt seine Meinung auch verlauten. Bei ihm ist aber kein Dauerheulen angesagt, er macht das immer stoßweise. 2 Minuten Lärm, dann lauscht er, ob sein Gejammer auch erhört wurde. Ist dem nicht so, legt er nach…


Die letzte im Bunde ist Lady Çika (Çika = albanisch für „Mädchen“), eine Dame im gesetzteren Alter von der man eigentlich erwartet, dass sie die Abwesenheit ihres Frauchens mit Würde erträgt. Und das macht sie auch – hoch erhobenen Hauptes. Allerdings hat sie erkannt, dass sie so noch bessere Töne produzieren kann, die bis in die höchsten Tonlagen gehen. Und wenn sie dann noch als Babysitterin für 2 kleine Katzen engagiert wird, die zu ihrem großen Missfallen in einem abgeschlossenen Zimmer untergebracht werden (für eine Stunde), dann kann sie ihren Verpflichtungen als seriöse Katzen-Stiefmama ja nicht nachgehen. Und das hat dann einen erneuten Protest zu Folge, der durch Mark und Bein geht.


So hat jeder der drei Helden seine ganz eigene Methode, um auf die schrecklichen Lebensumstände aufmerksam zu machen. Und die drei zeigen uns, dass wir nicht das machen dürfen, was wir wollen. Ansonsten gibt es was auf bzw. in die Ohren





Links und Quellen

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